Beim diesjährigen Schulhauslauf der ersten bis vierten Klassen „erliefen“ die Schülerinnen und Schüler der Grundschule in der Kirchenstraße die beträchtliche Summe von mehr als 4.800 Euro. Der Erlös wurde gedrittelt: ein Teil ging an den Förderverein der Schule und der zweite aus aktuellem Anlass an Betroffene in Hochwassergebieten. Ein Drittel kam wie geplant und wie in den Vorjahren der Germeringer Tafel zugute. Kurz vor Ferienbeginn folgte Tafelleiter Jürgen Quest einer Einladung der Rektorin Ismene Kucher, bei der ihm zwei Klassensprecher der Klasse 4c eine Spende von 1.625 Euro überreichten.
Bedürftigen Menschen helfen und Lebensmittel retten – das ist das Anliegen der Germeringer Tafel, und das seit 20 Jahren. Als der erste Tafel-Laden in der Brückenstr. in Germering im Dezember 2000 erstmals seine Tore öffnete, versorgten die damalige Leiterin Sibylle Gutekunst und ihre ca. 30 ehrenamtlichen Mitarbeiter dort etwa 300 bedürftige Personen (200 Erwachsene und 100 Kinder). Seither ist der Bedarf Jahr für Jahr gestiegen und die Tafel ist nicht mehr aus dem sozialen Versorgungsangebot in Germering wegzudenken: derzeit sind 76 ehrenamtliche Helfer im Einsatz, um einmal pro Woche Lebensmittel an ca. 1.000 Tafelkunden (ca. 600 Erwachsene und 400 Kinder) ausgeben zu können. Um der wachsenden Zahl der Kunden besser gerecht zu werden, musste die Tafel mittlerweile mehrfach umziehen, zuletzt im Dezember 2019 in neue Räume in der Planegger Str. 7, die die Stadt Germering der Tafel zur Verfügung stellte.
Viele Unternehmen, Groß- und Einzelhändler, Privatleute, Kirchen und andere Institutionen und Einrichtungen unterstützen die Germeringer Tafel, teilweise schon über viele Jahre hinweg. Um die Warenspenden zur Tafel zu transportieren, sind wöchentlich verschiedenste Fahrzeuge im Einsatz: der tafeleigene Kühlbus, ein Caddy des Sozialdienstes, ein Transporter der Stadt Germering und Privat-PKWs. Ehrenamtliche Fahrer sorgen dafür, dass die Ware rechtzeitig abgeholt und zur Tafel gebracht wird. Vor Ort helfen dann jeden Montag viele fleißige Hände über Stunden zusammen, damit die Ausgabe am Dienstag zügig vonstatten gehen kann.
Natürlich hat die Corona-Pandemie auch die Germeringer Tafel vor große Herausforderungen gestellt: Die Zahl der Tafelempfänger steigt kontinuierlich weiter an: wöchentlich kommen derzeit Neuanträge hinzu. Außerdem musste die Ausgabe Corona-konform komplett umgestaltet werden, denn momentan können nur vorgepackte Tüten an entsprechend präparierten Türen ausgegeben werden. Knapp 400 solcher Tüten müssen derzeit wöchentlich von den ehrenamtlichen Helfern vorbereitet und befüllt werden – zusätzlich zu dem ohnehin immer anfallenden Aussortieren und Durchsehen der angelieferten Lebensmittel.
„Ohne das großartige Engagement unseres Tafel-Leiters Jürgen Quest (Foto) und seines Teams und ohne die zahlreichen Spenden wäre es der Tafel nicht möglich, die ständig wachsende Zahl Bedürftiger in Germering zu unterstützen“, so Sabine Brügel-Fritzen, Geschäftsleiterin des Sozialdienstes, der Träger der Germeringer Tafel ist. „Ich finde es einfach toll, mit welchem Engagement die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – obwohl viele von ihnen vom Alter her meist selbst schon der Risikogruppe angehören – sich Woche für Woche für „ihre“ Tafelkunden einsetzen. Die meisten von ihnen sind schon viele Jahre dabei und wissen ganz genau, ob die jeweiligen Kunden z.B. Schweinefleisch essen und berücksichtigen bei der Ausgabe auch, ob es sich um einen Single-Haushalt handelt oder um eine Großfamilie. Der Sozialdienst ist wirklich dankbar für so viel Engagement über eine so lange Zeit.“
Um die Wartezeiten bei der Ausgabe so kurz wie möglich zu halten und Gruppenbildungen zu vermeiden, gibt die Germeringer Tafel während der Corona-Pandemie vorgefertigte Tüten mit Lebensmitteln und Drogerieartikeln ab sofort nicht nur an einem, sondern an vier Tischen aus.
Die Farbregelung für die Ausgabezeiten ist derzeit aufgehoben. Die Ausgabe beginnt am Dienstag für alle um 9:00 Uhr und geht der Reihe nach.
Die Kunden werden gebeten, sich unbedingt an die Abstandregelung entsprechend der Markierungen auf dem Platz vor der Tafel zu halten und zwingend einen Mund/Nasenschutz zu tragen.
Ohne Einhaltung dieser Maßnahmen können leider keine Waren ausgeben werden.
Am Dienstag, 28.4.2020 wird die Germeringer Tafel ab 9.00 Uhr wieder Lebensmittel an ihre Kunden ausgeben. Die Ausgabe kann wegen des Coronavirus allerdings nicht im gewohnten Umfang erfolgen, sondern nach einem Notfallplan. Da die meisten der langjährigen engagierten Tafelhelfer zur Risikogruppe zählen und derzeit nicht helfen können, werden vorübergehend jüngere Leute den Einkauf der Ware übernehmen. Die Aufgabe, diesen „Einkaufstrupp“ zusammenzustellen hat dankenswerter die Stadt Germering in Zusammenarbeit mit dem SCUG übernommen (Foto von li.n.re.: Christian Friedinger (SCUG), Andreas Zorn (SCUG) und Martin Rattenberger (Leiter des Amts für Jugend, Familie, Senioren, Soziales und Schulen)). Der Zukauf von Lebensmitteln ist derzeit unumgänglich, weil viele Lebensmittelspenden wegen der Coronakrise weggebrochen sind. „Dass Lebensmittel überhaupt zugekauft werden können, verdanken wir verschiedenen Spendern. So wird der Lions Club Germering den Einkauf für die ersten Ausgabetage komplett finanzieren. Aber auch andere Spenden für die Tafel sind bei uns schon eingegangen, sodass wir hoffen, den Einkauf wenigstens für die nächsten Wochen sicherstellen zu können. Aber natürlich sind wir auch weiterhin für Geldspenden sehr dankbar,“ so Sozialdienst-Geschäftsleiterin Sabine Brügel-Fritzen. Auch Spenden von haltbaren Lebensmitteln können nach vorheriger telefonischer Ankündigung unter 089 84 48 45 vormittags von 8.30 – 12.00 Uhr durch die Mitarbeiter der Verwaltung des Sozialdienstes Germering angenommen werden.
Coronabedingt wird die Ausgabe der Lebensmittel anders ablaufen als bisher: Um lange Schlangen zu vermeiden und alle Hygienevorschriften einhalten zu können, werden vor den Räumen der Tafel bereits vorgepackte Tüten an die Kunden abgegeben. Brügel-Fritzen freut sich, dass die bedürftigen Familien ab der kommenden Woche wieder mit Lebensmitteln unterstützt werden können und hofft darauf, dass sich alle Kunden beim Anstellen an die geltenden Hygienevorschriften incl. Maskenpflicht und Abstandsregelungen halten werden.
Wie derzeit bundesweit über 130 Tafeln muss auch die Germeringer Tafel vorübergehend die Ausgabe von gespendeten Lebensmitteln einstellen, da sie sonst den Schutz ihrer ehrenamtlich Mitarbeitenden sowie der Kundinnen und Kunden nicht gewährleisten könnte. Grundlage für diese Entscheidung war eine Abwägung und Risikobewertung angelehnt an die Leitlinien des Robert- Koch Instituts sowie die aktuellen gesetzlichen Vorschriften. „Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen“, so Sozialdienst-Geschäftsleiterin Sabine Brügel-Fritzen. „Aber die Mehrzahl unserer knapp 80 ehrenamtlichen Tafel-Helfer ist vom Alter her der Risikogruppe zuzuordnen und soll derzeit soziale Kontakte meiden. Da ist eine Mitarbeit bei der Tafel-Ausgabe natürlich problematisch. Außerdem lässt es sich bei der Lebensmittelausgabe leider nicht verhindern, dass die Kunden dicht gedrängt vor der Ausgabestelle stehen. Der derzeit notwendige Mindestabstand kann hier nicht gewährleistet werden. Aus diesen Gründen hatte Tafelleiter Jürgen Quest bei der gestrigen Tafelausgabe schon Neuland betreten und hat – unterstützt von Studenten – außerhalb der Tafelräume vorgepackte Tüten einzeln an die Kunden ausgegeben. Der erwartete Andrang blieb allerdings aus: nur vereinzelt kamen Kunden, um die Tüten abzuholen.“ Gestern Abend traf dann auch noch ein Schreiben des Bundesprogramms Mehrgenerationenhäuser ein mit der Aufforderung „zum Schutz der Nutzerinnen und Nutzer der Mehrgenerationenhäuser die Türen der bundesweit rund 540 Mehrgenerationenhäuser zu schließen und in dieser ernsten Situation bis auf Widerruf keine Face-to-face-Angebote in den Häusern mehr vorzuhalten.“ Auch die Germeringer Tafel als Teil des MehrGenerationenHauses Zenja ist von diesem Schreiben betroffen. „Sobald sich die Situation entspannt, werden wir die Tafel wieder öffnen, denn wir möchten natürlich auch künftig bedürftige Menschen unterstützen. Auch wenn die Tafel vom Grundsatz her keine Vollversorgung sein kann, so hilft die Weitergabe von überschüssigen Lebensmitteln ihnen doch dabei, mit ihrem wenigen Geld besser zurecht zu kommen. Im Moment hoffen wir, dass wir den Betrieb wieder aufnehmen können und dürfen, wenn auch die Schulen wieder öffnen“, so Tafel-Leiter Jürgen Quest.